Das Machtwort – Social Egg Freezing: Die neue Freiheit der Fruchtbarkeit

Shownotes

In dieser Folge sprechen wir über ein Thema, das in Österreich lange tabu war – und jetzt endlich erlaubt ist: Social Egg Freezing, also das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen. Kleiner Zeitsprung: Wir haben diese Folge kurz vor dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs aufgenommen – also bevor offiziell klar war, dass das Verbot fällt. Wir haben’s geahnt – und jetzt dürfen wir uns umso mehr freuen, dass das Recht auf Selbstbestimmung endlich bestätigt wurde.

Wir diskutieren,

  • warum Social Egg Freezing bisher verboten war,
  • was sich jetzt ändert,
  • wie andere Länder das handhaben,
  • welche Chancen, Risiken und gesellschaftlichen Fragen damit verbunden sind
  • und warum Selbstbestimmung nicht an der Gebärmuttergrenze enden darf.

Claudia erzählt von Frauen, die es schon gemacht haben, Henni von der politischen Schieflage, und gemeinsam fragen wir: Warum darf der Staat eigentlich entscheiden, wann Frauen Kinder bekommen sollen – und wann nicht?

Hennis Antrag im Parlament

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Podcast-Skript „Das Machtwort – Social Egg Freezing“

1. Intro (2–3 Min.)

Henni:Hallo und herzlich willkommen bei Das Machtwort – der Podcast über Feminismus, Frauen und Freiheit. Wir sind Henrike Brandstötter und Claudia Gamon.

Claudia:Und wir reden über Politik – klar, feministisch und mit Haltung

Henni:Heute geht’s um ein Thema, das in Österreich gerade heiß diskutiert wird: Social Egg Freezing. Also das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen. Klingt ein bisschen nach Tiefkühlpizza, ist aber viel komplizierter.

Claudia:Ja, und hoffentlich länger haltbar als Pizza.

2. Überblick & Sachlage (6–7 Min.)

Henni:Claudia, definieren wir das mal: Social Egg Freezing bedeutet, unbefruchtete Eizellen einfrieren zu lassen – um sie später vielleicht für eine künstliche Befruchtung zu nutzen. Quasi eine Versicherungspolice für die eigene Fruchtbarkeit. Warum diskutieren wir da gerade so heftig?

Claudia:Weil es in Österreich nur mit medizinischer Indikation erlaubt ist. Sprich: Wenn du krank bist oder schon eine Diagnose hast. Für gesunde Frauen, die einfach ihre Optionen offenhalten wollen – verboten.

Henni:Also wenn ich sage: „Ich hab grad keinen Bock auf Kinder, weil meine Karriere spannend ist“ – Oder: „Ich habe keine Partner“– dann sagt der Staat: „Tut uns leid, aber das ist kein Grund?“

Claudia:Exakt. Und das ist doch verrückt. Wir reden von Frauen, die privat zahlen würden – und trotzdem mischt sich der Staat ein.

Henni:Klingt nach: „Du darfst selbst entscheiden, solange es in unser konservatives Weltbild passt.“

Claudia:Genau.

3. Internationale Vergleiche & Tech-Einfluss (5–6 Min.)

Henni:Wie sieht’s eigentlich in anderen Ländern aus?

Claudia:In Deutschland und der Schweiz darf man – aber man muss alles selbst bezahlen. In Frankreich ist es seit 2021 erlaubt, allerdings gibt’s dort lange Wartelisten. Und in Ländern wie Ungarn oder Malta, also den in Sachen Selbstbestimmung besonders konservativen Ländern, ist es komplett verboten.

Henni:Also quasi ein EU-Buffet: hier geht’s, dort nicht, und Österreich wieder mal am konservativen Ende.

Claudia:Genau. Und spannend ist, dass das Thema erst richtig Fahrt aufgenommen hat, als US-Tech-Konzerne 2014 begannen, die Kosten zu übernehmen.

Henni:Das klingt in manchen Ohren so: „Wir wollen, dass du bei uns 70 Stunden die Woche arbeitest, aber hey – deine Eizellen warten im Eisfach.“

Claudia:Ja, so wurde es auch kritisiert. Aber für manche Frauen war es trotzdem eine echte Chance. Vor allem, wenn man weiß, wie unfassbar teuer in den USA medizinische Eingriffe oder generell Krankenversicherungen sind.

4. Persönliche Erfahrungen & Prozess (6–7 Min.)

Henni:Claudia, kennst du Frauen, die das gemacht haben?

Claudia:Ja, einige. Eine Freundin war gerade in Belgien, und sie meinte danach: „Ich fühl mich jetzt freier, ich hab mehr Zeit, das Leben zu sortieren.“

Henni:Aber das ist schon noch eine ziemliche Prozedur, oder?

Claudia:Absolut. Es sind tägliche Hormonspritzen, Ultraschallkontrollen, ein Eingriff, bei dem die Eizellen entnommen werden. Eine Freundin hat gesagt: „Ich fühl mich wie eine Eierfabrik auf Steroiden.“

Henni:

Hui! Aber ernsthaft: Das ist körperlich belastend, kostet Geld, und manchmal reicht ein Zyklus nicht. Also nix mit „Eizellen auf Vorrat wie Fischstäbchen einfrieren“.

5. Politische & gesellschaftliche Perspektive (6–7 Min.)

Henni:Das führt uns zur Frage: Sollte der Staat das allen Frauen erlauben?

Claudia:Ja. Punkt. Ich finde kaum Argumente dagegen. Es geht um Selbstbestimmung: Frauen wollen auf eigene Kosten einen Eingriff machen, der niemandem schadet. Warum mischt sich der Staat ein?

Henni:Gegner sagen: Das sei die „Kommerzialisierung von Fruchtbarkeit“.

Claudia:Und ich sage: Frauen sind mündige Menschen. Die wissen, was sie tun.

Henni:Andere sagen: Stattdessen sollte man die Gesellschaft kinderfreundlicher machen.

Claudia:Beides! Natürlich brauchen wir bessere Kinderbetreuung und Karenzmodelle. Aber selbst wenn das alles perfekt wäre – Kinder verändern das Leben. Punkt. Egg Freezing gibt Frauen einfach die Möglichkeit, das später anzugehen.

Henni:Kritiker:innen meinen auch, Unternehmen üben Druck aus: „Friert lieber ein, statt Kinder zu kriegen.“

Claudia:Und da sag ich: Das ist paternalistisch. Lasst Frauen doch einfach selbst entscheiden!

Henni:

Eine Sache, die wir aber noch debattieren müssen, ist die Altersgrenze. Bis wann sollen Frauen Kinder bekommen können mit medizinischer Unterstützung?

Claudia:

Das ist eine wirklich wichtige Debatte, in die wir uns Frauen unbedingt einmischen sollten! „Wie lange sollen Frauen Kinder gebären dürfen?“ Gibt Stoff für eine ganze Podcastfolge.

Henni:

Ist notiert!

6. Blick nach vorn – Verfassungsgerichtshof (3–4 Min.)

Henni:Was erwarten wir nun vom VfGH?

Claudia:Dass er erkennt: Das Verbot ist ein Eingriff in die Selbstbestimmung. Es gibt keinen rationalen Grund, Frauen das zu verwehren. Ich hoffe auf ein klares Urteil.

7. Abschluss & Empfehlungen (3–4 Min.)

Henni:Für alle, die sich informieren wollen: Schaut euch den Patientinnenleitfaden der European Society for Human Reproduction and Embryology an – Link in den Shownotes.

Claudia:Und wenn euch Solomutterschaft interessiert: auf Instagram findet ihr die Initiative solomutterschaft_at.

Henni:Das war Das Machtwort. Schreibt uns eure Meinung: Würdet ihr Social Egg Freezing nutzen? Haltet ihr es für eine gute Option – oder habt ihr Bedenken?

Claudia:Danke fürs Zuhören – und denkt dran: Tiefkühlpizza hat ein Ablaufdatum, eure eingefrorenen Eizellen hoffentlich nicht. Bis zum nächsten Mal!

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